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Das Zeitalter der "magischen Spiele" - und was wir heute an Spielen vermissen


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vor 17 Stunden schrieb Loijz:

Könnte mich nicht dran erinnern wieso man bei tsushima weinen müsste?

 

 

SPOILER

 

Nun - es geht ja prinzipiell auch um den Konflikt Traditionalismus vs. Modernismus. In Tsushima wird dieser Konflikt im Rahmen der Kriegsführung ausgetragen: Fürst Shimura (der Onkel von Jin) steht für die traditionelle Rolle der Samurai ein, die zwar Verteidiger der Insel sind, aber daneben auch durch einen extrem hohen moralischen Anspruch an sich selbst als generelle Vorbilder für die japanische Gesellschaft dienen wollen. Der hinterhältigen Kriegsführung der Mongolen sind sie durch ihre auf Ehre basierenden Taktiken dadurch hilflos ausgeliefert. Jin setzt im Laufe des Spiels immer mehr Taktiken ein, die er vom Feind lernt - das Spiel mit der Angst, Hinterhalte, Schleichangriffe, Gift etc. Dadurch befindet er sich im direkten Konflikt zur Weltanschauung seines Ziehvaters Shimura. Shimura hat grosse Mühe dies zu akzeptieren, doch Jins Erfolge sind nicht von der Hand zu weisen. Dies wiederum zerreisst Shimura innerlich - zwischen seinem Pflichtgefühl dem Shogun, den Traditionen und der Ehre gegenüber und auf der anderen Seite seiner Verpflichtung, sein Volk vor den Invasoren zu beschützen. Bei einer Aussprache sagt Shimura zu Jin "You have no honor!" und dieser antwortet "And you are a slave to it!". Oder etwas später: "I Trained You To Fight With Honor!" - "Honor Died On The Beach!". Als es am Schluss zur unweigerlichen Konfrontation zwischen den beiden kommt, will niemand von Ihnen diese Konfrontation. Doch gibt es keine Zukunft für Shimura, wenn er Jin gewähren lässt und sich dem Befehl des Shogun verweigert, Jins Treiben ein Ende zu setzen und es gibt keine Zukunft für Jin, wenn er nicht wieder auf den Weg der Ehre zurückschwenkt und die Persona des Ghost aufgibt. Sie duellieren sich bis zum Schluss - als Vater und Sohn, weil sie müssen. Am Ende fällt Shimura verletzt zu Boden und fleht Jin an, ihm einen ehrenvollen Tod zu schenken. Der Spieler hat hier zwar die Wahl Shimura zu verschonen (was dieser ausdrücklich nicht will!) oder ihm seinen Wunsch zu erfüllen und ihn sterben zu lassen, so wie er gelebt hat "als Sklave der Ehre!", aber eigentlich ist das keine Wahl. Wir wissen wie es kommen muss und so erfüllen wir natürlich Shimuras Todeswunsch. Die letzten Worte Jins zu seinem Onkel sind: "I Will Make Sure You Are Remembered, As A Great Warrior... A Wise Leader... And A Father." Worauf Shimura antwortet: "Thank you, my son. Find me...in the next life." Man sieht das Schwert nicht, wie es Shimuras Bauch aufschlitzt, man sieht kein Blut. Nur ein kleiner Ruck und anschliessend Jins Schmerzensschrei, weil er gerade den Mann getötet hat, der ihm wie ein Vater war. Und zwar nicht weil Jin es wollte, sondern weil Shimura ihn darum bat.

Fade out.

Musik. 

 

Ich muss bei dieser ganzen Szene und wegen dem Hintergrund des Geschehens sofort weinen. Ich verstehe aber, dass wenn man die Cutscenes und Gespräche skippt, nicht weiss was da abläuft und deshalb sehr stoisch und männlich bleiben kann ohne zu weinen...

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vor 2 Stunden schrieb ushan:

 

 

Ich muss bei dieser ganzen Szene und wegen dem Hintergrund des Geschehens sofort weinen. Ich verstehe aber, dass wenn man die Cutscenes und Gespräche skippt, nicht weiss was da abläuft und deshalb sehr stoisch und männlich bleiben kann ohne zu weinen...

Ach das wollte ich doch damit nicht sagen. Keine angst, ich kann schon weinen und habe nicht nötig den macker zu markieren. Halt eher bei filmen und weniger bei games. 

Hatte lediglich nicht mehr die Story im Kopf und auch nicht mehr im hinterkopf dass das ende emotional war. 

 

Ich steh aber allgemein gar nicht auf so helden und ehren dinge. 

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Sehr schön geschrieben, @ushan. Für mich verlor die Erzählung gegen Ende ihre emotionale Strahlkraft aufgrund der Open-World-Struktur des Spiels und der seiner Dauer. Da war ich irgendwann derart abgelenkt von Hakus und dem Ausräuchern von Camps; da war ich auch bereits desensibilisiert von der absolut wundervollen Stimmung und der schönen Landschaften des Spiels, so dass die Geschichte ihre Wirkung nicht vollumfänglich entfalten konnte. Das ist schade, denn das Spiel hat ganz klare Längen, ohne die es auf der Erzählebene deutlich besser funktioniert hätte. Andererseits fühlte sich das Gameplay, insbesondere die Kampfmechanik, derart griffig an und wurde so toll in Szene gesetzt, dass es zum abschweifen einlädt. Das eine Camp dort hinten nimmt man dann gerne mit, weil der Kampf einfach so viel Spass macht. So spielte ich Tsushima über mehrere Monate, was der Geschichte  den Wind aus den Segeln nahm. 

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